Social Media, Fake News und die große wahre Liebe

Das Theatre at School an der ARS

Coldplay, Donald Trump, ein Außenseiter, der auf ein beliebtes Mädchen steht, und Drohnachrichten. Was will man mehr?
2024, eine Welt voller Technologien. Social Media, egal ob YouTube, TikTok, Instagram und Co.: Fast jeder nutzt mindestens eine soziale Internetplattform.
Am 31.01.2024 fand an der Adolf-Reichwein-Schule ein englisches Theaterstück für alle Jahrgänge statt, bei dem dem Publikum unter anderem die Gefahren von Social Media spritzig und kreativ  vermittelt wurden. Rowan Miller und Jack Furlong (Instagram: @theater_at_school), zwei wunderbare Schauspieler sowie eine mitreißende Vorstellung, die nicht nur das Herz berührte, sondern auch zum Nachdenken anregte. Vor allem über die Macht der sozialen Medien, die Verbreitung von Fake News und die universelle Kraft der Liebe. Mittlerweile sollte es jedem bewusst sein, wie gefährlich das Netz sein kann. Man sagt nicht umsonst, dass das Netz nie vergisst. Doch was hat das mit Coldplay und Donald Trump zu tun?



Eine Love Story mit Happy End, die nicht nur gewitzt, sondern auch…
interaktiv gestaltet wurde. “Das war doch bestimmt eh wieder nur ein ödes Theaterstück, das super unangenehm war”, mögen manche vielleicht vermutet haben. Doch durch kleine Spielereien mit dem Publikum wurde die Stimmung innerhalb der Schülerschaft angehoben und der Ton für das Stück wurde von Anfang an gesetzt.
Die Schülerinnen und Schüler konnten zum Teil das Stück selbst mit ihren Antworten beeinflussen.
So zum Beispiel sollten wir reinrufen, was sich auf „Ground“ reimt. Spontan versuchte der Schauspieler einen passenden Reim bzw. eine passende Strophe aus dem Kopf zu kreieren. In diesem Teil des Stücks versuchte er nämlich, ein Liebeslied zu schreiben. Zwar wurde die Idee auch ziemlich schnell verworfen -die Strophe war dann auch  wirklich nicht gut- dennoch fühlte es sich viel lebhafter an und war eine erfrischende Abwechslung zu den anderen Schultheateraufführungen.
Denn die aktiven Fragen, die das Publikum beantworten musste, gestalteten nicht nur das Stück unterhaltsamer : Die Zuschauer konnten eine Bindung zu dem Hauptcharakter herstellen und seine Verzweiflung und Hilflosigkeit sehen, fühlen und vor allem nachvollziehen.
Ein Freund, der versucht mutig zu sein, während Hater online Fake News verbreiten und ihn als einen Perversling darstellen. Seine große Liebe, die nicht ihre “Freunde” sowie Follower verlieren, aber zugleich auch den Hauptcharakter nicht im Stich lassen möchte, da sie dasselbe für ihn empfindet. Das Publikum wurde ins Geschehen gerissen und musste hilflos mit ansehen, wie der Hauptcharakter im Netz bloßgestellt wurde, dabei ist er “nur” Gitarrist in einer Band, die anscheinend gute Coldplay-Cover singt.


Verknüpfung von realen Inhalten mit Over the top-Stereotypen
Zwar kann man nicht gerade sagen, dass dieses Theaterstück ein reales Szenario darstellte, dennoch lassen sich viele Parallelen zum “normalen” Leben erahnen:
Nicht nur, dass man sich nicht traut, den ersten Schritt zu machen, bzw. seine Liebe zu gestehen, sondern auch, dass eventuell die Freunde der oder des Geliebten einen nicht mögen, könnte für viele ein reales Problem darstellen.
Genau diese “Freunde” wurden durch Over the top-Charaktere zum Leben erweckt.
Die typischen “Läster-Schwestern”, die das perfekte Image ohne Rücksicht auf Verluste aufrechterhalten möchten.
Der typische “Jerk”, der immer mit einem leichten aggressiven Unterton redet, viel zu viel Energie hat und eher an englische YouTuber wie Logan Paul erinnert.
Und nicht zu vergessen der Publikumsliebling : Die Person, die nix versteht, “komisch” ist und bei der sich jeder fragt, warum sie/er zur beliebten Gruppe gehört.

Die beiden Schauspielenden haben einen wundervollen Job gemacht: alle Stereotypen perfekt zur Schau zu stellen und das Publikum dabei bei Laune zu halten.
Auch eine Frequenz mit Donald Trump, in der seine berühmten Aussagen rund um das Thema ‘Fake News’ abgespielt wurden, haben die beiden humoristisch mit dem restlichen Stück verknüpft. Auch die Frage, “was ist real, was ist Fake?”, bekam dadurch einen ernsthaften Unterton.


Nicht nur die Gefühle der Hauptcharaktere wurden gezeigt.
Das Stück fängt an und die Schauspieler präparieren erst jetzt die Bühne?
Ja, die beiden Schauspieler haben auch Schauspieler gespielt.
Zu Beginn haben sie sehr temperamentvoll ihre Requisiten da hinstellt, wo sie “wirklich” hin mussten. Sie haben erstmal die Bühne aufgeräumt.
Währenddessen haben sie miteinander geredet und untereinander auch schon kleine Witze gemacht.
Aber nicht nur am Anfang haben sie die Wand zwischen Zuschauer und Darsteller durchbrochen: Auch als beide mehr als eine Person spielen mussten, zeigten sie ganz klar den Stress, den ein Schauspieler unter diesen Bedingungen hat und gingen für eine Sekunde aus ihrer eigentlichen Rolle heraus.
Besonders wenn es einen Szenenwechsel gab, haben sie Schauspieler dargestellt.
Vor allem als die beiden für die Donald Trump-Frequenz eine blonde Perücke zückten und eine Diskussion inszenierten, wer jetzt Trump spielen soll.
Eine erfrischende, moderne Art und Weise, ein Theaterstück aufzuführen.

Wenn man mich also fragen würde, ob dieses Duo wieder hier bei uns an der ARS auftreten sollte, dann würde ich ganz klar ja sagen. Das Theaterstück und die Darstellungsweise sind natürlich nicht für jeden etwas und man muss offen für expressive Charaktere sein.
Klar war die Story vorhersehbar. Na und? Eine fesselnde, moderne Darbietung hat das Theaterstück nicht nur unterhaltsam gestaltet, sondern auch zum Nachdenken angeregt.
Die lebendigen Darstellungen und ihre überzeugende Interpretation der Charaktere ließen uns in eine Welt eintauchen, die uns so vertraut und doch so fremd erschien.
Es hat uns dazu gebracht, die Rolle der sozialen Medien in unserem eigenen Leben zu überdenken und erinnerte uns daran, dass hinter jedem Bildschirm, hinter jeder Nachricht und hinter jedem Tweet echte Menschen stehen, mit echten Gefühlen, echten Träumen und echten Geschichten. Dass Liebe und Wahrheit die wahren Schätze sind, die wir in einer Welt voller digitaler Ablenkungen suchen sollten, eine Message, die humorvoll verpackt und trotzdem in einem ernsten Unterton präsentiert wurde.

Bericht: Lisa Weißmantel Fotos: Eduard Straub