Überschwemmungsalarm in Spanien – Auf einmal war alles anders

Stellt euch vor, ihr seht zu, wie innerhalb von zwei Stunden euer Zuhause und alles, was euch viel wert ist, zerstört wird. Hört sich an wie in einem schlechten Traum, oder? Das war die Realität für die Menschen Spanien in den vergangenen Wochen.

Im Süden und Osten Spaniens zogen vom Mittelmeer Sturzfluten über die Küstenregionen. Vor allem Valencia, eine große Metropole, Murcia, eine beliebte Universitätsstadt, und weite Teile von Andalusien wurden schwer getroffen. Innerhalb von einem Tag regnete es so viel, wie es sonst in diesen Regionen in einem Jahr regnet. Es ist die schwerste Flutkatastrophe Spaniens seit 1996, als in der Ortschaft Biescas 87 Menschen starben und 180 verletzt wurden. Doch die Zahlen heute sind noch erschreckender. 215 Menschen verloren ihr Leben, davon 211 in der touristischen Stadt Valencia, dort werden nach den Angaben der spanischen Behörden immer noch 89 Menschen vermisst (Stand 05.11.2024).

Zu diesen tragischen Zahlen kommt der schwere Schaden der Dörfer und Infrastruktur. Die meisten Gemeinden sind immer noch voll bedeckt mit Schlamm. Durch die Wucht des Wassers stapeln sich Unmengen an Autos und es liegen überall zerstörte Möbel, Müll und andere Wertsachen der Menschen. Es gibt noch viele Ortschaften, die von der Außenwelt abgeschnitten sind, denn Straßenabschnitte, Brücken oder Tunnel, wurden vollkommen zerstört. Die Meteorologen haben die höchste Warnstufe ,,rot“ ausgerufen, was für eine lebensbedrohende Lage steht. Die Menschen dort sind dauerhaft beschäftigt mit Aufräum- und Bergungsarbeiten, allerdings drohen schon die nächsten schweren Regenfälle in anderen Provinzen Spaniens. Der spanische Regierungschef Pedro Sánchez kündigt zu den bereits 2000 helfenden Militärangehörigen noch weitere 5.000 Soldaten und Polizisten an, die helfen sollen. Dazu gibt es tausende freiwillige Helfer, die den Menschen Spaniens in diesen Horrorzeiten beiseite stehen und die Flutgebiete unterstützen. Alleine in Valencia hatten sich 15.000 helfende Menschen zusammengefunden. Nun stellt sich vielleicht für euch die Frage, warum so viele Menschen sterben mussten, gab es keine Warnungen oder Sicherheitsmaßnahmen? Ein Kommentar der Bürgermeisterin von Paiporta beschreibt die Antwort auf die Frage gut:

,,Niemand hat uns gewarnt. Wir wussten von nichts. In der Innenstadt haben wir viele alte Leute in ihren eingeschossigen Häusern gefunden. Andere haben wir in den Tiefgaragen gefunden. Sie wollten ihre Autos in Sicherheit bringen, aber die Garagen wurden zu einer Falle.“

Es gab Meldungen vom staatliche Wetterdienst am Dienstagmorgen um 07:30 Uhr. Allerdings kam der Alarm, der von der Regionalregierung hätte verschickt werden sollen, erst zwölf Stunden später an, als die Überflutungen schon weit vorangeschritten waren, die Warnung kam klar zu spät. Nun aktuell, zwei Wochen nach den Überschwemmungen, zeigt sich der Präsident der Regionalregierung Carlos Mazón nur äußerst selten in der Öffentlichkeit. Grund dafür sind die Fehler, die ihm und seinen Mitarbeitenden am 29. Oktober passiert sind, dazu gehört unter anderem die zu späte Warnung der Bevölkerung oder sein Aufenthalt während der Katastrophe, denn er selbst war mit einer Fernsehjournalistin bis zirka 18 Uhr zum Essen verabredet und kam zu spät zu der ersten Krisensitzung. Es gibt allerdings noch mehr Anschuldigungen als diese. Es steht nun auch Umweltministerin Teresa Ribera in der Kritik der konservativen Partido Popular (PP). Die Partei wirft ihr vor, die Katastrophe nicht ernst genug genommen zu haben und sich stattdessen in Brüssel auf ihre neue Aufgabe als EU-Kommissarin für Wettbewerb vorbereitet zu haben, anstatt in Madrid präsent zu sein.

Ribera weist die Vorwürfe zurück und erklärt, sie habe am Tag der Überschwemmungen mehrfach versucht, den Regionalpräsidenten Mazón telefonisch zu erreichen, der jedoch nicht ans Telefon gegangen sei. Ein weiterer Vorwurf gegen Umweltministerin Ribera ist, dass sie 2021 ein Projekt zum Umbau eines Flussbetts im heutigen Katastrophengebiet aus Kostengründen gestoppt habe. Tatsächlich hatte jedoch der Partido Popular das Projekt schon 2020 im Senat blockiert.

Das Flussbett des “Barranco del Poyo” trug zur aktuellen Überschwemmung bei, die über 220 Menschenleben forderte. Zwei Wochen nach den schweren Überschwemmungen in Spanien kam es erneut zu heftigen Regenfällen, vor allem in den Regionen Málaga und Tarragona, für die die höchste Warnstufe ausgerufen wurde (Stand 13.11.2024). Schulen und Universitäten blieben dort geschlossen, und die Bewohner wurden gewarnt, zu Hause zu bleiben. In Málaga wurde zur Evakuierung bestimmter Gebiete aufgerufen, da bis zu 180 Liter Regen pro Quadratmeter erwartet werden. Auch in Valencia, wo die Abwassersysteme noch immer verstopft sind, kam es zu erneuten Überflutungen. Freiwillige Helfer wurden gebeten, wegen der Gefahr weiterer Überschwemmungen zu Hause zu bleiben.

Die schweren Regenfälle in Spanien zeigen, wie wichtig es ist, sich auf extreme Wetterlagen vorzubereiten. Damit Menschen und Städte besser geschützt sind, müssen Politik und Behörden zusammenarbeiten und langfristige Lösungen finden. Solche Katastrophen erinnern uns daran, wie sehr wir uns um unsere Umwelt kümmern müssen, damit sie für alle sicher bleibt. In Gedanken sind wir bei allen, die von den Überschwemmungen betroffen sind. Viele Menschen haben ihr Zuhause, ihren Besitz und sogar ihre Arbeit verloren. Lasst uns für sie beten und hoffen, dass sie schnell Hilfe und Unterstützung bekommen, um wieder neu anzufangen. Vielleicht können auch wir als Schüler etwas tun, sei es durch Spenden, Solidarität oder einfach dadurch, dass wir an die Menschen in Spanien denken und ihnen Mut wünschen.

Bericht und Fotos: Bianka Marx

https://www.caritas-international.de/spenden/online/formular?id=SAP2024Q4